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[Friday Classics] Unterm Rad

Eulenpost(s): [Friday Classics] Unterm Rad

Freitag, 13. Juli 2012

[Friday Classics] Unterm Rad

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass dieser Post eine Woche zu spät kommt. Aber ich musste mich ein wenig durch den Roman quälen und drüber nachdenken.
Für alle neuen Leser verweise ich auf die Seite Friday Classics, auf der ich noch einmal ausführlicher erkläre, was ich mit dieser Serie von Posts eigentlich bezwecke.
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Dieses Mal war also Hermann Hesses Unterm Rad dran. Ich schicke mal vorweg, dass ich bisher noch nie bewusst etwas von Hesse gelesen habe. Das kann ich ja nun auch als getan abhaken.
Zum Autor: Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren und war somit von Geburt russischer Staatsangehörigkeit. Zudem verbrachte er einen Teil seines Lebens in der Schweiz, deren Staatsangehörigkeit er auch annahm. Dazwischen besaß er das württembergische Staatsbürgerrecht.
Nachdem er seiner ersten Buchhändlerlehre in Esslingen am Neckar nach drei Tagen entlaufen war, begann Hesse im Frühsommer 1894 eine 14 Monate dauernde Mechanikerlehre in der Turmuhrenfabrik Perrot in Calw. Die monotone Arbeit des Lötens und Feilens bestärkte in Hermann Hesse alsbald den Wunsch, sich wieder der Literatur und geistiger Auseinandersetzung zuzuwenden. Im Oktober 1895 war er bereit, eine neue Buchhändlerlehre in Tübingen zu beginnen und ernsthaft zu betreiben. Diese Erfahrungen seiner Jugend hat er später in seinem Roman Unterm Rad verarbeitet. Noch als Buchhändler veröffentlichte Hesse 1898 seinen ersten kleinen Gedichtband. Ein Jahr später erschien sein erster Roman. Nach diversen Reisen und einer Ehe mit Maria Bernoulli, aus der drei Kinder wuchsen, verzeichnete der Erste Weltkrieg einen ersten Umbruch in Hesses Leben. Hier äußerte er sich erstmals politisch, um die deutschen Intellektuellen vor der nationalen Polemik zu warnen. Die daraus entstandene Debatte bezeichnete Hesse als große Wende in seinem Leben. Auch privat musste er in dieser Zeit einige Schicksalsschläge ertragen: den Tod seines Vaters, den Verlust seines jüngsten Sohnes und das Scheitern seiner Ehe. Nach Kriegsende fand er eine neue Heimat und Liebe in Tessin, was ihn auch schriftstellerisch neu beflügelte. So erschien 1922 sein berühmter Roman Siddhartha. Hermann Hesse, der nicht wusste, dass er seit langem an Leukämie litt, verstarb in der Nacht zum 9. August 1962 im Schlaf an einem Gehirnschlag.
Zur Entstehung von Unterm Rad: Sein erster Roman erschien 1906. Mit dieser Geschichte verarbeitete Hesse seine eigene schulische Ausbildung und übte zugleich Kritik am Schulwesen um 1900.
Klassiker? Der Roman, der laut Wikipedia eigentlich nur eine Erzählung sei, umfasst nur schmale 170 Seiten. Trotzdem konnte ich das Buch nicht fertig lesen. Es hat lange ausschweifende Beschreibungen von Landschaften, Gebäuden und Städten im Allgemeinen. Und die Handlung selbst schleppt sich träge dahin. Sicherlich ging es Hesse stärker um das Seelenleben des jungen Hans Giebenrath, allerdings konnte der Charakter zwischen den vielen Beschreibungen nicht ganz zu mir durchkommen. So habe ich das Buch nicht zu Ende gelesen.
Hermann Hesse erzählt anhand des Schicksals des jungen Hans Giebenrath, wie ein begabter Schüler zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und dem eigenen Wunsch nach Freiheit schwankt und versucht, erwachsen zu werden. Die Thematik ist definitiv zeitlos, so dass sich auch heute noch Schüler in diesem Schicksal wiederfinden könnten. Allerdings bereitet mir Hesses Schreibstil große Probleme: er ist zu detailliert, es sind zu lange Sätze und die Figuren bleiben allesamt unnahbar und abstrakt.
Marcel Reich-Ranicki hat diesen Roman als das “vielleicht schönste Buch” von Hermann Hesse bezeichnet. Vielleicht ist Unterm Rad deswegen auf seine Klassikerliste gerutscht. Ich habe zwar noch kein anderes Buch von Hesse gelesen, aber ich kann mir nicht vorstellen – oder ich hoffe es!-, dass dies wirklich das schönste Buch von diesem Autor ist.
Mein Fazit ist also: Nein, es ist kein Klassiker. Es gibt andere gute Bücher über die Gesellschaft um 1900. Bildungsromane oder Bücher übers Erwachsenwerden gibt es auch bessere. Man sollte schon wissen, wer Hermann Hesse ist, denn er ist ein wichtiger und bedeutender deutschsprachiger Autor. Aber Unterm Rad muss man nicht kennen oder gelesen haben. Außer natürlich, man steht auf solch geschriebene Bücher.
Habt ihr schon was von Hermann Hesse gelesen? Und könnt ihr was empfehlen?

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4 Kommentare:

Am/um 16. Juli 2012 um 17:17 , Blogger Nadja meinte...

Ich erinner mich nur dunkel an das Buch, aber ich fand es ganz ok. Ich hab definitiv schon Schlimmeres gelesen. In der Schule mit meinen zukünftigen Schülern würde ich es wohl aber nicht lesen.

 
Am/um 17. Juli 2012 um 09:12 , Blogger Unknown meinte...

Ich hab auch schon Schlimmeres gelesen. Aber ich finde nicht unbedingt, dass dieses Buch ein Muss im Regal ist.

 
Am/um 19. Juli 2012 um 21:35 , Blogger Nadja meinte...

Da hast du wohl recht! Ich habe z.B. meinen Tod in Venedig hergeschenkt, auch wenn mein Vater (Deutschlehrer) meint, der gehört in jedes Regal ;)

 
Am/um 19. Juli 2012 um 22:31 , Blogger Unknown meinte...

Naja, ich weiß nicht, ob Tod in Venedig in jedes Regal gehört. Ich habs in meinem und werde es auch immer behalten. Es ist für mich emotional etwas sehr besonderes. Und zudem ist es in meinen Augen ein absolutes Meisterwerk von Thomas Mann. Aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden!! Sonst müsste man nicht mehr sich über Bücher austauschen...

 

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