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[Buchempfehlung] Kressmann Taylor - Adressat unbekannt

Eulenpost(s): [Buchempfehlung] Kressmann Taylor - Adressat unbekannt

Samstag, 30. Juni 2012

[Buchempfehlung] Kressmann Taylor - Adressat unbekannt

Im Rahmen des Welttag des Buches gab es ja eine Aktion der Stiftung Lesen, bei der man 30 Exemplare eines Buches verschenken durfte. Ich habe fleißig Der Schneemann von Jo Nesbo verschenkt. Mir wurden aber auch ein paar Bücher überreicht. Eines davon möchte ich euch ans Herz legen.
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Klappentext: Adressat unbekannt, erstmals 1938 im New Yorker Story Magazine veröffentlicht, ist ein literarisches Meisterwerk von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtergreifung, zeichnet dieser kurze Roman in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft. “Selten ist so viel in solcher Dichte ausgedrückt worden”, heißt es in einer Rezension von L’Humanité. “Welche Hellsichtigkeit” Und welche Kraft!”
Zur Autorin: Katherine Kressmann Taylor, 1903 in Portland geboren, arbeitete nach dem Studium als Journalistin und Werbetexterin. 1938 veröffentlichte sie den Briefroman Adressat unbekannt, der zunächst in Deutschland verboten wurde, aber sechzig Jahre später auch in diesem Land ein Bestseller wurde. Ihr zweiter Roman Bis zu jenem Tag (1942) beschäftigt sich mit dem Schicksal deutscher Christen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus anhand der Geschichte des real existierenden Leopold Bernhard. Auch dieser Roman erlangte Weltruhm. Fortan lehrte Kressmann Taylor am Gettysburg College. Später lebte sie abwechselnd in Minneapolis und in Florenz. 1997 starb sie.
Meine Empfehlung, weil… Das Cover ist von der Sonderausgabe zum Welttag des Buches. Erstmals erschienen ist der Roman im Hoffmann und Campe Verlag. Es ist ein wirklich schmales Bändchen und schnell durchgelesen. Aber es hinterlässt einen umso stärkeren Eindruck.
Wie der Klappentext schon verrät, ist der Roman ein Briefroman. Ganz schlicht, ganz nüchtern und sehr direkt. Dabei entfalten sich die Emotionen nicht nur bei den beiden Protagonisten, sondern auch beim Leser.
Ich weiß, dass das Thema Nationalsozialismus immer ein sehr schwieriges und ambivalentes ist. Eigentlich bin ich oft der Meinung, dass man dieses Thema gerne auch mal ruhen lassen kann. Besonders wenn in der heutigen Zeit wieder vermehrt um Rechtsradikalismus geht. Ich sage nicht, dass man wegsehen soll! Aber ich finde, die Deutschen sollten sich von ihrer Vergangenheit langsam emanzipieren: sie annehmen, anerkennen, verarbeiten und weiter in die Zukunft sehen; sich nicht mehr schämen, dass sie Deutsche sind. Das nur vorweg und ganz im Groben angerissen…
Ich selbst habe während meiner späten Schulzeit und im Studium festgestellt, dass mich die deutsche Literatur rund um die nationalsozialistische Zeit irgendwie fasziniert. So schwierig ich das Thema auch finde, so oft greife ich doch immer wieder zu Büchern, die sich literarisch damit auseinandersetzen. Ich habe hier zum Beispiel eine ganze Reihe von Exilliteratur stehen. Mein erster Kontakt mit solcher und ähnlicher Literatur war Als Hitler das rosa Kaninchen stahl von Judith Kerr, ein sehr schöner kleiner Roman.
Adressat unbekannt ist auch ein schöner kleiner Roman. Er ist schnell gelesen und hinterlässt tiefe Eindrücke. Schon nach wenigen Seiten blieb mir entsetzt der Mund offen stehen, war ich fassungslos, traurig und zugleich auch fasziniert. Katherine Kressmann Taylor gelingt es, mit einer schlichten Sprache und einem einfachen Aufbau so viele Einblicke in die privaten Geschichten “normaler” Bürger zur Zeit der Machtergreifung Hitlers zu offenbaren. Man muss einfach ergriffen sein. Auch wenn dies ein fiktiver Briefwechsel ist, so wirkt er unglaublich realistisch. Aufgrund der vielen Literatur, die ich zu diesem Thema schon gelesen habe, war es für mich sehr plausibel, dass es genau solche zwei Menschen gegeben haben kann. Das zeigt natürlich auch die unglaublich tolle literarische Leistung der Autorin.
Adressat unbekannt möchte ich euch unbedingt empfehlen, wenn ihr einen kurzen, aber intensiven Eindruck von einem fiktiven Briefwechsel aus der frühen NS-Zeit haben wollt, wie es ihn tatsächlich gegeben haben kann. Der Roman zeigt eine sehr persönliche, subtile Entwicklung zweier Menschen, die auf sehr unterschiedliche Weise von den Geschehnissen in Deutschland jener Zeit betroffen sind. Adressat unbekannt ist zugleich erschreckend, bewegend und macht auf jeden Fall nachdenklich. Ich halte diesen Roman für einen sehr guten Einstieg in diese Thematik.
Lest ihr gerne Bücher zu solch einer Thematik oder ist euch das zu schwer?

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4 Kommentare:

Am/um 30. Juni 2012 um 12:29 , Blogger Ramona meinte...

Hatte ich letztens schonmal auf einem Blog entdeckt und direkt gekauft. Allerdings bis jetzt noch nicht geschafft, es zu lesen. Steht aber ziemlich weit oben aus meiner "To-Read-Liste"

 
Am/um 30. Juni 2012 um 20:49 , Anonymous Anonym meinte...

Hallo Melissa,
ich kann deine Faszination sehr gut nachvollziehen. Neben mir sitzt nämlich ein Geschichtsjunkie, und meiner einer ist auch nicht abgetan. Aber nur, wenn das Buch wirklich gut geschrieben ist. Ich mag Literatur des 20. Jahrhunderts.
Ein Buch, welches mich geschockt zurück gelassen hat ist zum Beispiel der Klassiker "Remarque-Im Westen nichts Neues". Sehr interessant ist auch "So fern wie der Himmel- Julian Lees" - dort geht es um eine Familiensaga während der Oktoberrevolution und deren Flucht mit der sibirischen Eisenbahn nach China. Es gibt viele interessante historische Romane, die schocken - einen aber ebenso berühren. "Adressat Unbekannt" habe ich noch nicht gelesen - klingt aber gut.
Zum Glück kann man wieder stolz auf seine Nationalität sein. Meiner Meinung nach hat Deutschland im Bereich der Migration den weltweit größten Fortschritt gemacht. Trotzdem, man wird wahrscheinlich auch noch nach Jahrhunderten mit dem Finger auf uns zeigen. Man gewöhnt sich daran! Sicherlich, unsere geschichtliche Vergangenheit ist in Worten kaum auszudrücken. Und doch werden in anderen Teilen der Welt, Menschen gefoltert und Kinder als Schutzschild auf Panzern gesetzt. Traurig! Ich bin mir sicher, dass so etwas entsetzliches in Deutschland nie wieder passieren wird. Traurig finde ich, dass die jetzige Generation über sehr wenig geschichtliches Hintergrundwissen verfügt. Das muss sich unbedingt ändern.

Danke nochmals für deinen lieben Kommentar.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
und eine interessante Lesezeit.

 
Am/um 30. Juni 2012 um 22:13 , Blogger Unknown meinte...

Ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar! Und ich geb dir recht!
Gegen das abnehmende geschichtliche Hintergrundwissen sollte man unbedingt etwas tun. Denn vergessen darf man seine Landesgeschichte nicht! Sonst wiederholen sich Fehltritte.
Deine Buchtipps werde ich mir mal merken. Danke auch dafür!

 
Am/um 1. Juli 2012 um 19:05 , Anonymous Anonym meinte...

Gern geschehen! :)

 

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