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[Gelesen] Ines Thorn - Frevlerhand

Eulenpost(s): [Gelesen] Ines Thorn - Frevlerhand

Dienstag, 30. Oktober 2012

[Gelesen] Ines Thorn - Frevlerhand

Die liebe Dorota von Bibliophilin hat zu ihrem Bloggeburtstag jede Menge Bücher verlost. Eines davon habe ich gewonnen. Ich hatte eigentlich Interesse an noch mehr Büchern, aber sie wünschte sich von allen eine Gastrezension und das hätte ich nicht geschafft. Aber dieses Buch kann ich euch nun vorstellen:
S7300167


Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Seiten: 335
Preis: ca. 10 Euro
Genre: Historischer Roman



KLAPPENTEXT Ein mysteriöser Prediger schlägt die Bürger Frankfurts mit dunklen Reden in seinen Bann. Besorgt sieht die Richterswitwe Gustelies, wie sogar ihre Freundin Jutta zu einer Jüngerin des glutäugigen Fremden wird. Als plötzlich in der Stadt Tote auftauchen – in offenen Gräbern, gehüllt in weiße Gewänder – gerät der Höllenprediger sofort in Verdacht. Verkündet er nicht stets, die Erde sei in Wahrheit die Hölle? Wieder einmal muss Gustelies ermitteln – und kommt dem Mörder näher, als ihr lieb ist…
MEINE ERWARTUNGEN Der Untertitel auf dem Cover verkündet einen Historischen Roman. Liest man den Klappentext, denkt man an einen Krimi. Ungenau diese Mischung habe ich erwartet. Ich liebe Krimis und war gespannt darauf, ein Verbrechen im fast noch mittelalterlichen Milieu aufgeklärt zu sehen.
MEINE EINDRÜCKE Zugegeben, der Klappentext erzählt schon relativ viel von dem spannenden Teil der Handlung. Der Großteil der Handlung verläuft aber eigentlich nicht wirklich spannend, sondern ist eine interessante Berichterstattung aus dem 16. Jahrhundert Deutschlands.
Ines Thorn führt uns in Frevlerhand in das Jahr 1533: Deutschland befindet sich im Übergang vom Spätmittelalter in die Neuzeit. Gutenbergs Buchdruck revolutioniert die Wissenschaft und die katholische Kirche verliert dank der Reformation an Einfluss.
Auch Gustelies, unsere Protagonistin, bekommt diese Veränderungen hautnah zu spüren. Ihr Bruder ist katholischer Pfarrer und muss nun evangelische Messen halten, da Frankfurt ab sofort nicht mehr katholisch ist. Doch er bekommt Konkurrenz von einem mysteriösen Priester, der die Hölle auf Erden und die Liebe als Rettung verkündet. Zeitgleich werden junge Frauen auf geheimnisvolle Weise ermordet…. Gustelies' Gerechtigkeitssinn und ihre Spürnase sind geweckt.
Man merkt schon auf den ersten Seiten, dass es sich hier um einen weiteren Titel aus einer Reihe handeln muss. Denn ohne überflüssige Einleitungen und Erklärungen befindet sich der Leser mitten im Geschehen. Ines Thorn beschreibt in wenigen Worten das einfache und zugleich anstrengende Leben der einfachen Menschen im späten Mittelalter. Dabei lässt sie vor allem ihre Figuren sprechen, so dass sich der Leser wirklich als Teil der Geschichte fühlt.
Doch man sollte den Untertitel „Historischer Roman“ wirklich ernst nehmen. Denn obwohl der Klappentext einen spannenden Krimi verspricht, ist dieser eher Nebenhandlung. Die eigentliche Geschichte beschäftigt sich mehr mit den Auswirkungen der Reformation auf die Figuren und deren Leben. Das ist interessant, aber leider nicht das, was ich mir erhofft hatte.
Das Hauptaugenmerk des Romans liegt auf Gustelies. Sie ist Hauswirtschafterin im Pfarrhaus ihres Bruders und erlebt gerade ihre Wechseljahre: sie fühlt sich überflüssig, nicht geliebt und sucht nach einem neuen Sinn in ihrem Leben. Aber auch ihr Schwiegersohn, der Richter der Stadt, kommt immer wieder zu Wort, so dass man ein abwechslungsreiches Bild bekommt. Das wird durchsetzt von den Beschreibungen des Mörders, der zunächst völlig unbekannt bleibt. Er bildet einen starken Kontrast zu den Weltansichten Gustelies‘, so dass der Leser eine Ahnung bekommt, in welchem religiösen Konflikt Deutschland im 16. Jahrhundert steckte. Dies fand ich wirklich sehr interessant, wenngleich es natürlich zulasten der Handlung ging.
Damit ist Frevlerhand ein anschaulicher historischer Roman, der mit einem flüssigen Schreibstil wirklich gut zu lesen ist. Es fehlt ihm aber an Spannung, so dass ich ihn nicht als Krimi verstehe. Die Rätsellösung erfolgt schließlich auch auf wenigen Seiten und kommt etwas plötzlich. Liebhabern von Historischen Romanen ist diese Reihe wirklich zu empfehlen: ihr bekommt keine trockene, düstere Schilderung einer längst vergangenen Zeit; Ines Thorn beschreibt sie lebendig und in bunten Farben, mit all ihren Höhen und Tiefen. Krimiliebhaber werden dagegen nur mäßig unterhalten sein. Zwar bekommt man einen kleinen Einblick in die Ermittlungsmethoden der damaligen Zeit, aber da nur ein sehr kleiner Kreis den Morden wirklich Beachtung schenkt, rücken diese auch immer wieder in den Hintergrund des Geschehens.
FAZIT Alles in allem war Frevlerhand mal wieder ein netter Abstecher in den Historischen Roman. Ich hätte mir aber mehr kriminalistische Elemente gewünscht, so wie der Klappentext es verspricht. Jedoch bleibt die Spannung auf einem niedrigen Level und auch Nicht-Krimifans können beruhigt zu diesem Roman greifen.
3Eulen



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2 Kommentare:

Am/um 30. Oktober 2012 um 17:00 , Anonymous Buchfanista meinte...

Ich bin gerade beim rumstöbern auf deinen Blog gestossen und ich finde ihn wirklich sehr toll! Auch deine Rezession finde ich super geschrieben!

 
Am/um 30. Oktober 2012 um 20:49 , Blogger Unknown meinte...

Oh, vielen Dank! :o)

 

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