This page has moved to a new address.

[Friday Classics] Der Prozess

Eulenpost(s): [Friday Classics] Der Prozess

Freitag, 21. September 2012

[Friday Classics] Der Prozess

Ich gebe zu, ich war nie ein großer Fan von Franz Kafka. Aber da er nunmal gemeinhin zu den Klassikern zählt, sah ich mich schon während meines Germanistikstudiums dazu gezwungen, doch mal das ein oder andere Werk von Kafka in die Hand zu nehmen. So kam es auch, dass ich mir Der Prozess kaufte. Ein Seminar zu diesem großen Schriftsteller getraute ich mich dennoch nie zu belegen, da mein ehemaliger Deutschlehrer mir unbewusst vermittelte, wie schwer Kafka doch zu deuten sei.
Nun stand Der Prozess aber auf Marcel Reich-Ranickis Liste für die deutschen Klassiker, was ja meine Orientierung für die Klassikerreihe ist. Im Grunde freute ich mich darüber, denn dies bot mir die Gelegenheit, mich noch einmal mit dem Autor auseinanderzusetzen.

S7300072
ZUM AUTOR Franz Kafka wurde am 03.07.1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren, der Stadt, in der er nahezu sein ganzes Leben verbrachte. Nach Schulbesuch und Jurastudium, das er 1906 mit der Promotion abschloss, absolvierte er zunächst ein einjähriges Rechtspraktikum, bevor er 1907 in die Prager Filiale der Assicurazioni Gernerali und 1908 schließlich in die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt eintrat, deren Beamter er bis zu seiner frühzeitigen Pensionierung im Jahre 1922 blieb. Seine Liebe galt zeit seines Lebens eigentlich nur Felice Bauer, mit der sich zweimal verlobte, aber nie heiratete. Im Spätsommer 1917 erlitt Franz Kafka einen Blutsturz; es war der Ausbruch der Tuberkulose, an deren Folgen er am 03.06.1924, noch nicht 41 Jahre alt, starb.
ZUR ENTSTEHUNG VON DER PROZESSDas erste Mal wurde die Verlobung zu Felice Bauer im Jahre 1914 gelöst. Dies war wohl auch das Schlüsselerlebnis, woraus Der Prozess entstanden ist. Kafka empfand bei der Ent-lobung ein Gefühl von Angeklagt-sein und die spätere Aussprache mit seinen Freunden und Kollegen erschien ihm wie vor Gericht. So entstand vom Sommer 1914 bis Januar 1915 einer seiner drei unvollendeten Romane.
INHALTJosef K. wird am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Dennoch darf er sich noch frei bewegen und auch seiner Arbeit nachgehen. Vergeblich versucht er, den Grund seiner Anklage zu erfahren. Auch der Zugang zum Gericht selbst wird ihm erschwert. Obwohl er sich zu Beginn nicht näher mit seinem doch lächerlichen Prozess beschäftigen will, lässt ihn dieser Vorfall nicht mehr los. So verfängt er sich immer tiefer in einem Labyrinth der Bürokratie und dringt tiefer in die Welt des Gerichtes vor. Gleichzeitig stößt aber auch das Gericht immer tiefer in sein Privatleben vor.
REZEPTIONDer Roman ist durchweg positiv aufgenommen worden. Obwohl Kafka seine Arbeiten 1915 an dem Roman unterbrochen und danach nie wieder aufgenommen hatte, sagen viele Kritiker, dass ein unwissender Leser diese Lücken niemals bemerken würde.
KLASSIKER?Typisch für den Autor Kafka ist die hohe Dichte an Interpretationsmöglichkeiten seiner Werke. Ganz gleich, ob es sich um einen (unvollendeten) Roman, eine Erzählung oder einen Brief handelt, man wird keine einheitliche Interpretation dazu finden. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man das Werk betrachtet, wird man andere Aussagen in ihm finden. Das ist das Faszinierende und zugleich Herausfordernde an Franz Kafka.
Daher verstehe ich auch bis heute nicht, wie man solch einen komplexen Autor in der Schule lesen kann. Dass mich das damals überfordert hat, wundert mich nicht. Ich hatte nie das Gefühl, den Text und den Autor vollkommen erfasst und verstanden zu haben. Heute, nach mehr als 5 Jahren Germanistikstudium, kann ich das etwas Gelassener betrachten. Ich finde es ungeheuer spannend, wenn es einem Autor gelingt, so viele verschiedene Lesearten in einem Text zu vereinen. Schade ist nur (für mich), dass die Intention Kafkas zu seinen jeweiligen Werken, nicht bekannt ist. So bleibt dem Leser immer nur, seinen eigenen Deutungsvorstellungen zu vertrauen.
Franz Kafka als Autor ist definitiv ein Klassiker. Ein Blick in seine Texte ist sehr lohnenswert. Allerdings lag sein Schwerpunkt nicht auf Romanen, sondern auf Erzählungen und anderen kürzeren Schriftwerken. Daher sehe ich Der Prozess auch nicht zwangsläufig als einen Klassiker an, den man gelesen haben muss. Dafür ist er zu kompliziert und vielschichtig. Aber man sollte den Titel doch mit dem Autor verbinden können.
Als nächster Roman ist Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz dran. Mit ihm verbinde ich keine guten Erinnerungen, aber dennoch freue ich mich, jetzt einen zweiten Anlauf mit diesem Sonderling zu starten!

Labels: , , ,

4 Kommentare:

Am/um 22. September 2012 um 08:06 , Blogger Nadja meinte...

Ich fand den Prozess ganz schrecklich, da er sich andauernd wiederholt. Ich hatte auch das Gefühl, dass er zu nichts führt - für mich definitiv kein Buch, das ich in der Schule lesen werde. Da gefallen mir die Kafka-Kurzgeschichten viel besser und sie sind auch etwas schülertauglicher :)

Liebe Grüße
Nadja

 
Am/um 22. September 2012 um 09:32 , Blogger Unknown meinte...

Für die Schule ist das wirklich nichts. Aber selbst die Kurzgeschichten finde ich manchmal wirklich herausfordernd!

 
Am/um 22. September 2012 um 22:42 , Blogger Kaugummiqueen meinte...

Hey :)
Die Drachenkämpferin fand ich ziemlich gut. Also es ist schon eine Weile bei mir her, als ich es gelesen habe, aber mir hat es gut gefallen (jedenfalls 1000 Mal besser als Eragon^^). Die Bücher sind spannend und nicht zu dick und schwafelnd und außerdem passiert da eine Menge und ist richtig actionreich.
Die zweite Serie von Licia Troisi, Die Schattenkämpferin, habe ich noch nicht ganz gelesen. Den ersten Band habe ich nach über zwei Jahren angebrochen auf meinem SuB im Mai oder Juni endlich beendet, aber auf die anderen Bände... Hmm, da hatte ich bisher nicht so Lust drauf. Die Drachenkämpferin hat mir da schon was besser gefallen.
Liebe Grüße, KQ

 
Am/um 27. September 2012 um 20:52 , Blogger christerl meinte...

Also ich mag Kafka generell nicht gerne - für mich ist er zu absurd und albtraumhaft. Letzteres war natürlich seine Intention, aber ich fühle mich immer unwohl, wenn ich ein Kafka-Buch lese.
Du hast aber Recht, wenn du sagst, dass man den Namen mit dem Buchtitel verbinden können sollte - und einen Kafka sollte man mMn trotzdem auch gelesen haben :)

 

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite