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[Gelesen] Bettina Haskamp - Jetzt ist gut, Knut

Eulenpost(s): [Gelesen] Bettina Haskamp - Jetzt ist gut, Knut

Samstag, 23. Juni 2012

[Gelesen] Bettina Haskamp - Jetzt ist gut, Knut

Dieses Buch habe ich dankenswerter Weise über vorablesen bekommen. Für mich war es die perfekte Mittagspausenlektüre. Am Ende hat es mich aber so sehr eingenommen, dass ich auch abends weiterlesen wollte.

Klappentext: “Ich will so bleiben, wie ich bin!”, schreibt Lilli trotzig an ihre beste Freundin. Selten hat sie so gelogen. Dabei lügt Lilli oft und gern. Wildfremden erzählt sie Geschichten, in denen sie als erfolgreiche Ärztin oder als Tochter von Missionaren die Hauptrolle spielt. In Wahrheit ist ihr Leben mit dem Langweiler Knut, der lieblosen Tochter Julia und dem Ärger im Job so interessant wie lauwarmer Kamillentee. Aber dann bringen ein Hund, ein Lottogewinn und die mondäne Marie-Anne mehr Aufregung, als sie sich je gewünscht hat. Und ausgerechnet Knut bewahrt Lilli vor dem Fehler ihres Lebens.


Verlag: Ullstein Verlag
Seiten: 288
Preis: 8,99 Euro
Genre: Humor, Ehe














Inhalt: Lilli ist Ende 40, arbeitet als Sekretärin bei einer Fernsehproduktion und ist mit ihrem Leben unzufrieden. Es langweilt sie so sehr, dass sie in ihrer Freizeit Fremden frei erfundene Lebensgeschichten erzählt. So lernt sie Marie-Anne kennen, die ihr nach und nach die Möglichkeiten für ein aufregenderes Leben aufzeigt. Aber soll dieses neue Leben ohne Knut sein?

Erster Leseeindruck: Ich hatte eine Leseprobe bei vorablesen gesehen. Spontan hat mich der erfrischend unaufgeregte, sehr echte Schreibstil angesprochen. Auch der Prolog machte mich sehr neugierig. Hat Lilli eine ihrer Lügengeschichten wahr werden lassen?

Fazit: Die Geschichte verlief ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Diese Verwunderung begleitete mich auch die ersten etwa 50 Seiten. Aber es war niemals eine negative Stimmung, deswegen legte ich das Buch auch nicht zur Seite.
Das möchte ich vor allem dem schönen Schreibstil von Bettina Haskamp zuschreiben. Er ist humorvoll, leicht und sehr echt. Ich war sofort bei Lilli in Berlin, in ihrer kleinen abgenutzten Wohnung, in ihren Gedanken. Und obwohl ich mich nicht mit der Protagonistin identifizieren konnte, so bereitete es mir große Freude, sie durch ihre Geschichte zu begleiten. Denn auch Lilli wirkt echt mit ihren Träumen, Sorgen und Gedanken. Ihre Ausdrucksweise ist vielleicht etwas jünger als man es einer Ende 40jährigen zuschreiben würde, aber so wirkt Lilli nur noch sympathischer. 
Die Handlung beginnt mit einem Prolog, der Lilli in einem Fernsehstudio unter den eingeladenen Gästen sitzen lässt. Es wird angedeutet, dass sie früher nur hinter den Kulissen saß und der Leser wird neugierig, wie Lilli ins Rampenlicht gekommen ist.
Ich hatte keine kleinen Männchen im Kopf, die mir Befehle gaben. So war das nicht.
Lillis derzeitiges Leben wird aus ihrer eigenen Perspektive erzählt. Manchmal bissig, manchmal nachdenklich, aber immer sehr authentisch, erfährt der Leser von Frau Wichtig-Berger, vom Affenpapa Knut, der hochnäsigen Tochter, der neuen Freundin Marie-Anne und natürlich viel von Lilli selbst. Sich selbst gegenüber ist Lilli nämlich sehr ehrlich, anders als gegenüber ihren Mitmenschen.
Die Geschichte kreist um Lillis Lügen. Und so hätte man den großen Knall vielleicht vorhersehen können, ich sah ihn nicht. Stattdessen war ich überrascht und amüsiert. So eingenommen von Lilli und ihrem Leben, war ich zu keinem Zeitpunkt schlauer als sie. Das ist der Autorin wirklich gut gelungen und die personale Erzählperspektive ist perfekt ausgesucht. Nicht zuletzt dieser Überraschungseffekt trug zu meinem Lesevergnügen bei. Die übrigen Figuren sind ebenso stimmig gezeichnet wie die Protagonistin. So hatte ich bei jeder Leseminute das Gefühl, ich wäre zu Besuch bei Knut und Lilli in Berlin und ich könnte hinfahren, wenn ich wollte. So einen realen Roman habe ich lange nicht mehr gelesen.
Jetzt ist gut, Knut ist kein sonderlich anspruchsvoller Roman. Es ist eine wunderbare Frauenlektüre, die so nah am wirklichen Leben spielt, wie es nicht besser gehen könnte.
So ein bisschen Liebe schlug jedes Antidepressivum um Längen.
Das Buch hat mich unterhalten und mir zugleich eine sehr reale Vorstellung davon gegeben, wie es einer gestandenen Frau ergehen kann, die alles in ihrem Leben erreicht hat und nun aus dem Alltagstrott ausbrechen will. Der Roman barg immer wieder ein paar Überraschungen in sich, weshalb ich gerne Lillis Geschichte verfolgt habe und mich stets auf die Lesestunden mit ihr freute.


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