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Etwas Nachdenkliches....

Eulenpost(s): Etwas Nachdenkliches....

Samstag, 3. Dezember 2011

Etwas Nachdenkliches....

Vor ein paar Tagen habe ich auf einem Blog einen Beitrag zu einem Artikel aus der FAZ gefunden.In dem Artikel wird, nun sagen wir, kritisiert, dass Blog und Vlogs aus dem Boden sprießen, die sich über Bücher auslassen. Der Verfasser des Artikels sagt auch, dass die "Rezensionen" auf jenen Seiten wenig mit Literaturkritik, wie sie in einem Feuilleton zu finden sind, wenig gemeinsam haben. Die Kritik würden sich zu sehr auf die Optik, die Dicke und den Lesereindruck konzentrieren. Es würden also nur der"Warencharakter" eines Buches angepriesen, etwas das in einer eigentlichen Literaturkritik nichts zu suchen habe. Zudem würden ja doch nur Bestseller besprochen werden. Dann geht der Artikel weiter und fragt, woher die Vlogge rund Blogger ihre Meinung haben bzw. womit sie diese untermauern. Da die meisten Vlogger und Blogger nicht viel älter als Mitte 20 sind, stammt ihre literarische Bildung zumeist (noch) aus der Schule, Film und Fernsehen. Verweise und Vergleiche auf andere Romane seien dabei nur halbherzig und schlecht durchdacht. Letztendlich würden die Kritiken sich demnach neben dem Warencharakter auf den Schreibstil und die Themen des Romans beschränken. Zum Schluss bringt der Verfasser es dann auf den Punkt:
Das Interesse für Inhalte blendet den Leser, der Inhalt ist nur ein saftiges Steak, das der Einbrecher mit sich führt, um den Wachhund abzulenken. Es scheint vergessen, dass Inhalte, Themen und Werte als solche überhaupt nichts wert sind. Sie sind nur Masken, „Pflichtübungen“ und „Umwege“, wie Hans Blumenberg gesagt hat, um überhaupt ein Buch in die Hand zu nehmen, zumal wenn es umfangreich ist. Inhalte sind die Einstiegsdroge, die Einführung in das Lesen. Das ist die rhetorische Funktion von Inhalten, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Inhalte, Werte oder Themen aber ins Zentrum der Kritik rücken, dann hat sie ihr Thema verfehlt.
 Die im Internet zu findenden Buchbesprechungen würden daher zum "Content Management" absinken.

Warum schreibe ich darüber?

Nun, ich denke, der Verfasser hat in vielem Recht. Vor allem der letzte von mir zitierte Absatz fasst alles wirklich gut zusammen. Anders als der Verfasser aber sehe ich es nicht so negativ oder so bedrohlich für die "eigentliche" Literaturkritik. Denn die Buchbesprechungen, die ich bislang im Netz gelesen habe, haben gar nicht die Intention, Literaturkritik zu sein. Stattdessen wollen sie berichten, wie ihnen das Buch gefallen hat, warum sie es überhaupt gekauft haben und -natürlich- worum es überhaupt in dem Buch geht. Die User tauschen sich darüber aus, ob der Klappentext hält, was er verspricht, ob das Buch gut zu lesen war, ob es Spaß gemacht hat, fesselnd war oder nur langweilig. Dass dabei tatsächlich häufig Bestseller auf dem Programm stehen, liegt vielleicht in der Natur der Dinge: schließlich will man ein Buch besprechen, was möglichst viele kennen und anspricht. Da ist eine Bestsellerliste sicherlich hilfreich.
Ich habe bis jetzt noch keine Buchbesprechung im Netz gelesen, die sich bemühen will, den Roman in ein Genre einzuordnen, in eine Zeitepoche oder den Roman gar theoretisch seziert, was an Metatexten enthalten ist. Ich finde das aber auch nicht verwerflich, denn ander als eine Kritik im Feuilleton schaffen die Vlogger und Blogger es doch eher, dir ein Buch schmackhaft zu machen. Den theoretischen Diskurs lese ich mir dann gerne nach dem Lesen des Buches durch.
Ich persönlich versuche irgendwie eine Mischung daraus zu machen. Da ich studierte Literaturwissenschaftlerin bin, kratzt es an meinem Ego nix literaturwissenschafltiches über ein Buch zu sagen. Da fällt aber oft sehr schwer, denn manche Bücher wollen einfach nur Unterhaltung sein und da wäre es irgendwie sinnfrei, zwanghaft etwas anderes drin zu suchen. Manchmal fehlt mir auch schlicht die Zeit oder Lust, mir mehr Gedanken darüber zu machen, als darüber, ob ein Buch mich angesprochen ha tund ich es gerne las. Auf der anderen Seite möchte ich gerne meine Leseerfahrung mit euch teilen, wissen, wie euch ein Buch gefallen hat oder ob ihr es nun lesen wollt. Dazu ist eine Buchbesprechung a la Internet sehr hilfreich.

Dass der Artikel aus der FAZ viel Aufregung geschaffen hat, ist klar. Ich denke aber, man sollte sich das zweimal durchlesen, durchatmen, nachdenken und dann wieder beiseite legen. Gerade wenn es um Kultur geht, darf und soll doch so vieles nebeneinander bestehen. Nur das schafft neue Ideen, Anregungen, lässt Altes wieder aufleben und Neues sich weiterentwickeln.
Dass ein Literaturkritiker, der mit Kritik sein Brot verdient, über erfolgreiche Vlogger und Blogger pikiert ist, verwundert da doch gar nicht. Ich fand den Artikel aber als eine Art Beobachtung der Gesellschaft sehr interessant. Bloggen ist ein Trend im Internet, der mehr und mehr zunimmt und viel Potential verbirgt. Das wird und muss genau beobachtet werden, denn es ist schlicht spannend! Ich glaub, es war der Microsoft-Erfinder Bill Gates selbst, der bei der Erfindung des ersten Zimmer großen (!) Computers sagte: "Ein Computer in jedem Haushalt wird es nie geben. Das ist völlig überflüssig." Nun ja... dem Buch hat man mit dem Internet und den ebooks auch das Aussterben prophezeit, nun kaufen wir uns Bücher und schreiben darüber im Internet...vielleicht sollten wir einfach abwarten, was noch alles passiert und bis dahin Artikel wie diesen aus der FAZ mit einem kleinen Lächeln lesen.

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4 Kommentare:

Am/um 3. Dezember 2011 um 14:14 , Blogger Isabel meinte...

Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

 
Am/um 3. Dezember 2011 um 14:44 , Blogger Isabel meinte...

Hallo,

ein toller Kommentar von Dir. Ich habe den Bericht in der FAZ auch gelesen, habe dem Kritiker in Teilen Recht gegeben, stellenweise hat er mich auch ganz schön geärgert.

Ich gehöre eher zur älteren Generation von Bloggern, lese seit ich denken kann und mir macht es auch wahnsinnig viel Spaß und ja, ich lese fast nur Belleristik. Wie wohl die Meisten in der Bloggerwelt.

Ab und an wage ich mich auch mal an Klassiker heran, lese diese auch bewusst und gerne, würde mich aber nie daran wagen, diese zu rezensieren, da mir einfach das Hintergrundwissen fehlt, diese gebührend zu rezensieren.

Das mache ich generell nur bei Belleristik. Mag sein und ganz bestimmt sogar, entsprechen meine Rezis nicht dem Anspruch eines Literaturkritikers, aber das ist auch nicht mein Anspruch und so etwas möchte ich eigentlich auch über einen Krimi, Thriller, Fantasay oder Historischen Roman nicht lesen. Mich interessiert die Handlung, die Charaktere, der Spannungsaufbau, ob gut recherchiert wurde etc. und ich denke, dass interessiert die meisten Blogger, die Belleristik lesen.

Auch kann ich mir jetzt nicht so recht vorstellen, dass einem Belleristik-Autor daran gelegen ist, das sein Buch dahin rezensiert wird, warum er jetzt diese und nicht jene Tatwaffe verwendet hat, seine Charaktere bis ins Kleinste analysiert werden etc. Die Bücher sollen unterhalten, vielleicht auch manchmal etwas zum Nachdenken anregen und eventuell die Fantasie etwas beflügeln.

Natürlich würde ich mir auch mehr Blogger wünschen, die anspruchsvollere Literatur lesen und rezensieren, damit ich hierdurch auch auf das eine oder andere Buch aufmerksam werde und es dann auch lesen würde.

Klar gibt es einige Blogger, da stehen mir bei ihren Rezis die Nackenhaare zu Berge, aber ich muss sie ja nicht lesen. Und ich finde es auch gut, dass so viele Blogs jetzt aus dem Boden sprießen, zeigt es doch, dass gerade unter den jungen Leuten das Interesse am Buch noch nicht verloren gegangen ist. Und vielleicht finden sie ja dadurch auch irgendwann den Weg zu anspruchsvollerer Literatur.

In diesem Sinne, liebe Grüße
Isabel

 
Am/um 3. Dezember 2011 um 18:33 , Blogger ania meinte...

Ich finde es toll, wenn die Jugend wieder mehr liest. Bildung ist alles!!!

 
Am/um 3. Dezember 2011 um 19:35 , Blogger Unknown meinte...

@isabel: ich kann dir nur zustimmen: die meisten Blogger wollen nicht das machen, was der verfassers des artikels implizit einfordert. und ich finde es auch mal erfrischend über handlung, inhalt und charaktere informiert zu werden und nicht sowas hochgestochenes lesen zu müssen, nachdem ich imme rnoch nicht wieß, ob ich einen roman lesen will oder nicht.
das ding mit anspruchsvolleren literatur versuche ich ja ein wenig mit meiner Friday Classics-Reihe. Ich merke baer, dass das nicht so leicht ist und ich vermute mal, das da der Interessentenkreis auch kleiner ist.

 

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