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[Friday Classics] Der grüne Heinrich

Eulenpost(s): [Friday Classics] Der grüne Heinrich

Samstag, 17. Dezember 2011

[Friday Classics] Der grüne Heinrich

Ja, heute ist Samstag. Ich sage nur: Weihnachtsstress ;o)
Aber heute soll es ja um das hier gehen: Gottfried Kellers Der grüne Heinrich

Quelle: buch.ch


Zum Autor: Gottfried Keller am 19.7.1819 in Zürich geboren. Seine Neigung zu den schönen Künsten zeigte sich bereits in der Kindheit, so dass Keller zunächt nach der Schule als Landschaftsmaler tätig war. Keller war schon immer sehr belesen und so begann er etwa 1842 selbst zu schreiben. in dieser Zeit entstanden auch die ersten Entwürfe zum Grünen Heinrich. Doch zunächst versuchte sich Gottfried Keller noch mit Lyrik, die zumeist politisch geprägt war. Er lebte abwechselnd in München, Zürich und Berlin.
Das Jahr 1848 bringt für Keller eine entscheidende Wendung: die Züricher Regierung, aufmerksam geworden durch seine Aufsätze zu Literatur und Kunst, die im Cottaschen Kunstblatt, in der Neuen Zürcher Zeitung und in den Blättern für literarische Unterhaltung erschienen sind, verleiht ihm ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in Heidelberg. So verbringt er nun die nächsten Jahre in wichtigen literarischen Kreisen, aber ein geregeltes Einkommen oder gar eine geregelte Arbeit hat er nicht. Dies ändert sich erst, als Keller 1861 zum ersten Staatsschreiber des Kantons Zürich ernannt wird. Nun kann Keller nebenher seiner literarischen Tätigkeit nachgehen und vollendet endlich verschiedene Werke. Privat war Gottfried Keller immer sehr ungebunden, lebte die meiste Zeit aus finanziellen Gründen bei seiner Mutter. Eine späte Verlobung nahm ein tragisches Ende, so dass Keller bis zum Tod seiner Schwester 1888 mit dieser in einem Haus wohnt. 1890 wird er selbst bettlägrig und stirbt schließlich noch im selbsten Jahr in Zürich.

Zur Entstehung des Romans und Inhalt: Der Roman gehört zur Gattung der Bildungsromane: Er beschreibt mit starken autobiografischen Zügen das Leben des jungen Heinrichs. Auslöser zur Entstehung des Romans war Kellers Scheitern als Maler, was er literarisch verarbeiten wollte. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Fassung vom Grünen Heinrich.
In der ersten Fassung von 1854/55 besteht der Roman zu etwas mehr als der Hälfte aus der in der ich-Form erzählten Jugendgeschichte, die sich inhaltlich erstreckt vom Tod von Heinrichs Vater bis zu seiner Militärzeit. Heinrichs Aufenthalt in München und seine Rückkehr zur Mutter wird in der Er-Form geschildert.
In der zweiten Fassung (erschienen etwa 1879) wird durchgehend in Ich-Form erzählt. Die Jugendgeschichte ist mit der in der ersten Fassung weitgehend gleich, der Aufenthalt in München und die Rückkehr zur Mutter wurden erweitert und nun auch vollständig in die Ich-Form gesetzt.

Rezeption: Hier kann ich nur soviel dazusagen, dass Der grüne Heinrich neben Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre und Adalbert Stifters Nachsommer zu den Bildungsromanen des 19. Jahrhunderts schlechthin gezählt wird. Dementsprechend kann man sich in etwa vorstellen, wie erfolgreich Keller mit diesem Roman war.

Ein Klassiker? Aus literaturwissenschaftlicher Sicht muss man diese Frage ganz eindeutig mit Ja beantworten. Ich selbst habe zum Beispiel diesen Roman nicht freiwillig gelesen, sondern auf Anregung und im Rahmen einer Vorlesung. Der grüne Heinrich ist ein Stellvertreter der Bildungsromans und sollte von Germanisten zumindest gekannt sein. Als Laie sehe ich das allerdings etwas anders. Sollte man sich für das 19. Jahrhundert interessieren, Bildungsromane oder Autobiographien im weitesten Sinne mögen, dann ist der Roman sicherlich nicht keine schlechte Wahl. Wer eine belletristische Version des Lebens von Gottfried Keller lesen möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Denn er selbst gab an, dass viele Anekdoten aus dem Roman bis ins Detail mit seinem Leben übereinstimmen. Nichtzuletzt durchläuft Heinrich die gleichen Stationen wie Keller. Ohne all dieses Interesse könnte ich mir vorstellen, dass dieses Buch eher mühsam und langweilig wirken kann. Es ist sehr ausführlich erzählt, in der für das 19. Jahrhundert typischen Art geschrieben und hat -meiner Meinung nach- wenig Fläche für eine Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten. Dafür unterschieden sich die Welten von damals und heute einfach zu sehr.
Mein Fazit also: Aus literaturwissenschaftlicher Sicht ist Der grüne Heinrich für mich ein Klassiker Typ 2: man sollte von ihm gehört haben und ihn einordnen können. Aus der Sicht eines Nicht-Germanisten würde ich diesen Roman nicht in die Klassikerreihe aufnehmen. Da ist ein Goethe sicherlich besser bzw. es gibt genug andere Bildungsromane, die man lesen kann, wenn man will. Verpassen wird man nichts, wenn man den Grünen Heinrich nicht liest.

Kennt ihr etwas von Gottfried Keller? Würdet ihr den Roman lesen?

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2 Kommentare:

Am/um 19. Dezember 2011 um 12:59 , Blogger christerl meinte...

Von Keller hab ich nur "Die Leute von Seldwyla" gelesen, was mir auch relativ gut gefallen hat. Aber es hat mich nicht so vom Hocker gehauen, dass ich "Der grüne Heinrich" auch noch lese - einmal Keller reicht mir völlig :)

 
Am/um 19. Dezember 2011 um 22:54 , Blogger Unknown meinte...

Ja, so ergeht es mir öfters mit Klassikern ;o)

 

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