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[Adventskalender] 15. Dezember

Eulenpost(s): [Adventskalender] 15. Dezember

Donnerstag, 15. Dezember 2011

[Adventskalender] 15. Dezember

Guten Morgen zusammen! Heute möchte ich euch eine Geschichte von Bär und Biene vorstellen. Ich habe euch ja bereits hier von dem Buch vorgeschwärmt.





Sterne

Es war dunkel im Wald und auf dem Hügel. Nur auf dem Teich zitterte ein Streifen Mondlicht. Eine Grille zirpte unter einem Strauch auf dem Hügel. Sonst war es still. Oder doch beinahe.
Bär lag mit dem Kopf auf seinem Nachdenkstein. Er hatte die Pfoten auf seinen dicken, braunen Bauch gelegt. Er seuzfte. Biene lag neben ihm auf dem Nachdenkstein, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Sie seufzte auch. Die Grille hörte auf zu zirpen. Es war wieder still. "Wie wunderbar es hier doch ist, nicht wahr?", sagte Bär. "Hm", summte Biene. Bär lächelte. Der Mond im Teich wogte in langen Streifen auf und nieder. Ein Frosch schwamm vorbei.
"Bär?", fragte Biene. "Ja?" "Hängen die Sterne an Drähten in der Luft?" "An Drähten?" "Ja, an Drähten", sprach Biene weiter. "Sie hängen dort so still." "Nein", sagte Bär, "das glaube ich nicht. Sie hängen dort, aber ohne Drähte."
Der Frosch sprang mit einem Satz auf den Teichrand und quakte zweimal.
"Gibt es viele Sterne?", fragte Biene. "Ja", sagte Bär, "sehr, sehr viele. Man kann sie nicht zählen, so viele sind es." "Und stoßen die nie aneinander?" "Nein, fast nie." "Oh, das ist aber gut", sagte Biene. "Wenn alles dort oben so ordentlich bleibt, können wir die Sterne weiter genießen." "So ist es", sagte Bär. Er kratzte sich mit der Pfote am Bauch.
"Bär?" "Ja?" "Hast du nie Angst, dass es in der nächsten Nacht keine Sterne mehr gibt?" "Aber nein." "Warum hast du davor keine Angst?", fragte Biene. "Weil die Sterne jede Nacht wieder da sind."
Biene schwieg einen Moment. Dann sagte sie: "Aber Bär, manchmal sieht man sie doch gar nicht." "Nein, manchmal sieht man sie nicht. Dann sind Wolken vor den Sternen. Aber sie sind trotzdem da." "Zum Glück", sagte Biene.
Mit einem lauten Platschen sprang der Frosch wieder in den Teich. Der Mond schwamm nun in großen Stücken über das Wasser. "Das ist ein bisschen so wie du und ich", sagte Biene leise. "Was meinst du?", fragte Bär. "Manchmal siehst du mich nicht, aber ich bin trotzdem da." Bär nickte. "Ja, das stimmt. Ich weiß, dass du da bist. Auch wenn ich dich nicht sehe."
Biene lachte. "Und ich weiß, dass du da bist, auch wenn ich dich nicht sehe."
Die Grille zirpte noch einmal unter dem Strauch. Der Mond im Wasser wurde wieder eine schöne Scheibe.
aus: Stijn Moekaars: Bär und Biene. Kleine Vorlesegeschichten einer dicken Freundschaft. Fischer Taschenbuch Verlag 2000.

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