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[Gelesen] Arezu Weitholz - Wenn die Nacht am Stillsten ist

Eulenpost(s): [Gelesen] Arezu Weitholz - Wenn die Nacht am Stillsten ist

Sonntag, 2. September 2012

[Gelesen] Arezu Weitholz - Wenn die Nacht am Stillsten ist

Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, aber dieses Buch habe ich über vorablesen.de vom Verlag vorab zugeschickt bekommen!

S7300120

Verlag: Verlag Antje Kunstmann
Seiten: 223
Preis: 17,95 Euro
Genre: Beziehung, Gegenwart














Inhalt: Anna findet ihren Exfreund bewusstlos am Boden. Was war geschehen? Wie konnte es soweit kommen? Und was sollte sie jetzt tun? Um Ludwigs Tat zu verstehen, kehrt die Geschichte noch einmal zurück zu dem Tag, an dem er Anna verlassen hatte.

Meine Erwartungen: Die ersten Seiten der Leseprobe wirkten sehr melancholisch und nachdenklich. Es war eine Art Innerer Monolog oder eine stumme Rede Annas an Ludwig. Dies erwartete ich auch für den Rest des Romans und stellte mich daher auf einen schweren, traurigen und eben nachdenklichen Roman über die Liebe und das Leben ein.

Fazit: Kein einfacher Roman, aber wirklich bewegend.

Als ich euch den Roman in einem Neuzugänge-Post vorgestellt hatte, äußerte ich die Vermutung, dass Wenn die Nacht am Stillsten ist ein guter Herbstroman sein könnte. Dieser Eindruck hat sich nun bestätigt.
Der Roman beginnt mit einer Art Prolog unter dem Titel "Die Nacht": Anna findet ihren Exfreund Ludwig bewusstlos auf dem Boden. Er scheint eine Überdosis Tabletten genommen zu haben. Das ist aber vollkommen untypisch für Ludwig, der eigentlich immer sehr kontrolliert und mitleidlos war. Daher ist Anna hilflos und weiß nicht, was sie tun soll. In dieser Situation beginnt sie Ludwig zu erzählen, was er alles von ihr gar nicht weiß. Denn das wollte er nie wissen. Doch nun muss er zuhören. So erzählt Anna von ihrer Mutter, ihrer Zeit in Südafrika, ihrem besten Freund und ihrem Aquarium. Es beginnt ein langer, intensiver Monolog, voller Gedanken über das Leben, den Tod, die Liebe. Anna hat nur diesen einen Moment sich zu öffnen und ihren wahren Charakter zu zeigen. Der Leser erahnt eine kaputte, zerbrechliche und zutiefst unsichere Frau, die den bewusstlosen Ludwig immer noch liebt; aber aus Angst, ihm zu schaden, nicht weiß, wie sie sich in diesem Moment verhalten soll.
Mit Ludwig war das Leben wie ein Tape – voll mit großartigen Liedern, aber sanfte Übergänge gab es nicht.
Nach dem Prolog beginnt die eigentliche Geschichte. Aus den vielen Andeutungen knüpft sich ein Geflecht aus Lügen, Sorgen, Ängsten und Hoffnungen. Nun wird die Geschichte aus der personalen Perspektive Annas erzählt, einen Tag bevor sie Ludwig bewusstlos findet. Er beginnt mit dem Morgen, an dem Ludwig sie ohne Begründung einfach verlässt. Danach begleitet der Leser Anna durch den Tag, der einem Kampf ums Überleben gleicht.
Anna wirkte auf mich wie eine ganz normale Frau Ende 20: sie hat die gleichen Sorgen, Wünsche, Hoffnungen und Träume wie jede andere Frau in ihrem Alter. Und wie diese versucht auch Anna ihr Leben irgendwie in den Griff zu bekommen. Doch das wird bestimmt von ihrer Vergangenheit, ihrer Familie und nicht zuletzt von der Liebe. Durch ihre Normalität konnte mich Anna umso mehr beeindrucken.
Der Schreibstil der Autorin ist unauffällig und leicht zu lesen, hat dabei aber eine ungeheure Intensität, die den Leser trotz des ungewöhnlichen Handlungsaufbaus an das Buch fesseln. In der Geschichte passiert nicht viel, vielmehr wird man Teil von Annas Gedanken und versucht ebenso wie sie zu verstehen, ob und wie sie Ludwig geliebt hat.
Es ist wirklich schwer, den Eindruck, den der Roman bei mir hinterlassen hat, in passende Worte zu fassen. Und ausnahmsweise kann dies vielleicht am besten der Klappentext:
Poetisch und radikal erzählt Arezu Weitholz von einer Generation und einer Zeit, in der die Oberfläche, der Konsum, das richtige Outfit den Ton angaben. und doch ist der Roman wie ein langes Lied über die Liebe.
Der Roman bekommt von mir nicht die volle Eulenzahl, da er einfach zu schwer im Magen liegt. Es ist definitiv kein Buch, das man mal eben schnell liest. Man muss sich ganz bewusst auf die unkonventionelle, wirklich poetische Erzählweise der Autorin einlassen. Dann wird man aber von all den Gefühlen und Eindrücken erfasst, die die Protagonistin selbst erlebt. Es ist ein Buch, das man mit dem letzten Satz ehrfürchtig zuklappt und erstmal die Stille im Raum geplättet genießt und durchatmet. Viele Minuten später erst findet man wieder Worte.
3Eulen
                                                  und eine halbe Eule noch dazu!

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1 Kommentare:

Am/um 3. September 2012 um 17:02 , Blogger christerl meinte...

Das klingt nach einem intensiven Buch! Eh genau richtig für den Herbst :)

 

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