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[Adventskalender] 11. Dezember

Eulenpost(s): [Adventskalender] 11. Dezember

Sonntag, 11. Dezember 2011

[Adventskalender] 11. Dezember

Eine Geschichte von Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft und kleinen fleißigen Männchen...

Die Wichtelmänner

Es war ein Schuster, der immer fleißig gearbeitet hatte, ohne Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er abends die zwei Schuhe zu, die wollte er nächsten Morgen in Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett und schlief ein.

Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte; standen die beiden Schuhe ganz fertig auf dem Tisch. Er wunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten; sie waren so sauber gearbeitet, das kein Stich daran falsch war, gerade als ob es ein Meisterstück sein sollte.

Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm die Schuhe so gut gefielen, bezahlte er mehr als gewöhnlich dafür, und der Schuster konnte davon Leder für zwei paar Schuhe kaufen. Er schnitt sie abends zu und wollte am nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht. Denn als er aufstand, waren sie schon fertig und es blieben auch nicht die Käufer aus, die ihm so viel Geld gaben, dass er Leder für vier paar Schuhe einkaufen konnte.

Er fand frühmorgens auch die vier paar Schuhe fertig; und so ging es immer fort:
Was er am Abend zuschnitt, war am Morgen verarbeitet, so das er bald wieder ein gutes Einkommen hatte und endlich ein wohlhabender Mann war.
Nun geschah es eines Abends, nicht lange vor Weihnachten, als der Mann wieder etwas zugeschnitten hatte, daß er vor dem Schlafengehen zu seiner Frau sprach :
“ Wie wär’s , wenn wir diese Nacht aufblieben, um zu sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet? “
Die Frau war einverstanden und steckte ein Licht an; dann verbargen sie sich in den Stubenecken, hinter Kleidern, die da aufgehängt waren, und gaben Acht.
Um Mitternacht kamen zwei kleine, niedliche, nackte Männlein, setzten sich vor den Tisch des Schusters, nahmen alle zugeschnittene Arbeit und fingen an, mit ihren Fingerlein so behänd und schnell zu stecken, zu nähen, zu klopfen, daß der Schuster vor Verwunderung die Augen nicht abwenden konnte.
Sie ließen nicht nach, bis alles fertig auf dem Tisch stand; dann sprangen sie schnell fort.

Am anderen Morgen sprach die Frau : “ Die kleinen Männer haben uns reich gemacht, wir müssen uns dankbar zeigen. Sie laufen so nackt herum, haben nichts am Leib und müssen frieren.
Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein paar Strümpfe stricken; Mach du jedem ein paar Schuhe dazu. “
Der Mann stimmte zu und abends wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich dann, um mit anzusehen, wie sich die Männlein anstellen würden. Um Mitternacht kamen sie herein gesprungen und wollten sie gleich an die Arbeit machen;
als sie aber gar kein zugeschnittenes Leder, sondern die niedlichen Kleidungsstücke fanden, wunderten sie sich erst, dann aber zeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leib glatt und sangen :

“ Sind wir nicht Knaben glatt und fein?
Was sollen wir länger Schuster sein !”

Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich tanzten sie zur Tür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder, dem Schuster aber ging es wohl, solange er lebte, und es glücklich ihm alles, was er unternahm.

von Gebrüder Grimm

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